14 Jahre
Grenzen überschreiten
Samir wurde zum ersten Mal beim Sprayen erwischt und vom Nachbar bei der Polizei gemeldet. Er musste Schadenersatz leisten.
Zwischen zwei Stühlen aber trotzdem nichts Halbes: Seit früher Kindheit sucht Samir seine Identität. Er findet seinen Platz zwischen Kunst und Religion, zwischen Mainstream und Gegenentwurf.
Lieber «Ausländerin» als «Flüchtling» und doch ganz Schweizermacherin? Dania war Neuankömmling in der Schweiz. Sie zieht aus ihren Erfahrungen die Kraft, sich für andere Menschen mit Fluchthintergrund zu engagieren und Brücken zu bauen.
Auf der Suche nach seinem Platz in der Welt war Saâd erst Rekrut, dann Student, dann Offizier in der Armee. Seine Verbindung zur Religion hat er aber nie hinterfragt: Sie ist ein fixer Teil von seinem Schweizersein.
Selma ist gelernte Zahnarztgehilfin, Muslimin und Sozialpädagogin, und all diese Rollen begleiten sie durch ihr Leben – aber in erster Linie ist sie Selma.
Hannan fühlte sich lange von der Öffentlichkeit auf ihre Religion reduziert. Heute hilft sie Neuankömmlingen, sich in der Gesellschaft einzufinden, neue Wurzeln zu schlagen und sich selbst sein zu dürfen.
Bujar hat früh erkannt, dass man sich engagieren muss, wenn man für die Gesellschaft nützlich sein will. Jetzt macht er Politik: für seine Familie, für sein Zuhause, und fürs schöne Schweizer Panorama.
Das Autofahren gab Nuran die Freiheit, alles hinter sich zu lassen und sich selbst zu finden. Jetzt ist sie selbständig und selbstbestimmt, im Job und in der Religion.
Das Medizinstudium konfrontiert Serpil mit grundlegenden Fragen zu Leben und Tod. Diesen Themen ins Gesicht zu schauen festigt Serpil in ihrem Glauben und in ihrer Identität.
Sohail schlägt gerne neue Wege ein, sei es in der Vereinsarbeit, im Beruf oder mit seinem eigenen Kleiderlabel. Positiv statt provokativ und lieber im Team als im Alleingang setzt sich Sohail für ein besseres Miteinander ein.
Musik überwindet alle Hindernisse und Distanzen: für Atilla ist sie ein Weg, einander zu verstehen und miteinander zu fühlen.
Samir wurde zum ersten Mal beim Sprayen erwischt und vom Nachbar bei der Polizei gemeldet. Er musste Schadenersatz leisten.
Samir macht die Umra, die kleine Pilgerfahrt, und sieht zum ersten Mal Mekka und die Kaaba. Er ist dankbar für dieses Erlebnis.
Die Frage nach der beruflichen Zukunft bereitet Bauchschmerzen. Samir macht sich selbständig.
Samir erhält zunehmend Aufträge zum Malen und Illustrieren und kann sich mit neuen Menschen vernetzen, die ihn beruflich fördern.
Dania wird Tante des kleinen Hassan, zu dem sie sich bis heute sehr nahe fühlt.
Mit ihrer Familie muss Dania Aleppo verlassen. In der Schweiz ist sie mit der Unsicherheit konfrontiert, ob ihre Familie bleiben darf.
Dania wird immer häufiger darauf angesprochen, „woher sie aber wirklich kommt“. Manchmal ärgert sie sich über die Frage, weil sie findet, dass sie in bestimmten Situationen nicht angebracht ist.
Dania erhält eine Anstellung bei der Caritas, wo sie im interkulturellen Dolmetschdienst arbeitet.
In der Schule erlebt Saâd zum ersten Mal, was es bedeutet, anders zu sein. Jemand lacht ihn aus, weil er muslimisch ist. Zum Glück ein Einzelfall – seine Freunde schätzen ihn so, wie er ist
Saâd gewinnt Silber an den Freiburger Leichtathletik-Meisterschaften.
Der Abschluss seines Bachelor-Studiums erlebt Saâd als sehr belastend. Die Abschlussprüfungen und Bachelorarbeit setzen ihn unter Druck.
Saâd reist für einen Uni-Austausch nach Kanada. Zur selben Zeit wird er zum Kompaniekommandant der Schweizer Armee ernannt.
Selmas Vater verstirbt.
Das Basketballtraining wird ein fester Bestandteil ihres Lebens.
Selma gefällt es nicht während ihrer Lehre als Dentalassistentin, aber sie zieht es trotzdem durch.
Selma entschliesst sich, die Berufsmaturität nachzuholen und ihrem Leben eine neue Richtung zu geben.
Nach ihrem Studium geht Selma auf Weltreise. Es verschlägt sie nach Nordafrika und Asien.
Wegen der Familien muss Hannan die geliebte Heimat München verlassen. Es geht nach Frankfurt. Neue Umgebung, neue Schule, neue Freunde. Es war ein sehr schwerer und einsamer Anfang.
Der Fussballsommer 2006 war die beste Zeit in Hannans Leben. Sie arbeitet als Volunteer für die Fifa und packt als Gastgeberin mit an. Highlight: Im Viertelfinale Zidane live im Stadion sehen.
Bin ich deutsch? Bin ich iranisch? Bin ich muslimisch? Eine Identitätskriese bricht aus. Das Physikstudium wird abgebrochen. Weg aus Deutschland. Ab nach Malaysia.
Zurück in die Heimat München. Man ist nie zu alt um etwas Neues zu studieren. Islamwissenschaft klingt doch ganz interessant. Die besten Freundschaften werden in diese Zeit geschlossen.
Hannan arbeitet mindestens 50% während des Studiums um den Master finanzieren zu können. Fast sieht es so aus als ob es scheitert. Langsam kommt man aber auch ans Ziel.
Am Münchner Hauptbahnhof stehen tausende von geflüchteten Menschen. Hannan ist genauso verunsichert wie die Anderen Menschen aber sie weiss auch: nur zusammen können wir das schaffen. Die Arbeit in der Flüchtlingshilfe beginnt.
Nach dem Studium die Berufung zu finden ist nicht einfach, aber es ist möglich. Wer hätte gedacht, dass der Traumjob in der Schweiz auf sie wartet. Hannan ist dankbar für ihr neues Zuhause in Zürich.
«Es war Mittag. Ich kam heim zum Essen. Im Fernsehen sah ich ein Hochhaus. Schwarzer Rauch stieg empor. Meine Mutter sagte, ein Flugzeug sei hineingeflogen. Ich dachte mir, das kann unmöglich sein, während die Szenen wiederholt wurden. Ich verstand die Welt nicht mehr. Afghanistan, Osama, Jihad, waren Stichworte, die meine Aufmerksamkeit ergriffen. «Muslime? Töten? Was läuft hier?», schwirrte mir im Kopf. In den nächsten paaren Monaten verging kein Tag, an dem eine Zeitung nicht über Muslime schrieb. Muslim zu sein war plötzlich nicht mehr eine Sache zwischen dir und Gott.»
«Nach anhaltenden negativen Medienberichten über den Islam und Muslime befasse ich mich immer damit: es kann doch nicht sein, dass das meine Religion ist. Durch Lesen und mit der Hilfe unseres Imams bin ich zum Entschluss gekommen, dass der Islam nicht so ist. Nein. Ich lebe ab jetzt meinen Eigenen Islam. Den Schweizer Islam.»
Es ist Sommer, als Bujar zum ersten Mal Aida sieht. Er weiss, dass sie die Liebe seines Lebens ist. Doch er ist verunsichert, ob sie die Gefühle erwidert.
Aida und Bujar heiraten, ihr Sohn kommt zur Welt: «Unser Leben hat sich mit einem Schlag verändert. Wir haben einen Jungen bekommen, der nur isst, schläft, weint und in die Hose macht. Aber wir lieben alles an ihm. Es ist so, als würde man sich wieder neu verlieben.»
Nuran flüchtet mit ihrer Familie in die Schweiz in ein kleines Dorf in Bern und ist die einzige Ausländerin der Schule. Sie wird als «Jugo» bezeichnet, was sie sehr traurig gemacht und bis heute geprägt hat.
Nuran schnuppert in einem Schuhgeschäft, wo ihr bereits im Vorfeld mitgeteilt wird, dass sie keine Chance auf eine Lehrstelle hat. Zwei Wochen nach ihrer Schnupperwoche teilt ihr der Ladeninhaber mit, sie würden ihr dennoch gerne eine Lehrstelle anbieten, weil sie sie begeistert hat.
Nuran ist auf der Suche nach ihrer religiösen Identität und setzt sich bewusster mit ihrer Religion auseinander. Aus Angst vor negativen Reaktionen zögert sie jedoch, öffentlich über ihr Muslimin-Sein zu sprechen.
Nuran wird zum dritten Mal Mutter. Die Berner Fahrlehrerin ist regelmässig in einer SRF-Radiosendung zu hören, wo sie sich gemeinsam mit anderen Menschen über Alltags- und Lebensgeschichten austauscht.
Eine Operation an den Beinen belegt Serpil mit einem Gehverbot für ein halbes Jahr. Gleichzeitig eröffnet sich ihr die Welt des Arztberufs.
Ihre Oberstufenlehrerin ermutigt sie und hilft ihr dabei, eine Möglichkeit zu finden, ihre Gebete während der Schulzeit zu verrichten.
Serpil besteht den Numerus Clausus nicht. Dass ein Jahr später alles anders laufen wird, weiss sie noch nicht.
Als junge, frisch ausgebildete Ärztin startet Serpil ins Berufsleben.
Sohail entwickelt eine Leidenschaft fürs Motorrad und erhält ein kleines Elektro-Töffli geschenkt.
Sohail fliegt aus dem Gymnasium und muss sich neu orientieren.
Ein Jahrzehnt lang später bleibt Sohail seinem Hobby immer noch treu. Er erfüllt sich seinen langersehnten Traum und kauft sich seinen Lieblings-Töff.
Ich habe ein erfolgreiches Jahr hinter mir. Meine Hochzeit stand an und ich dürfte zum ersten mal die Umrah (kleine Pilgerfahrt) erleben. Zwei unvergessliche Momente in einem Jahr.
Atilla beginnt in die Moschee zu gehen und lernt neue Leute kennen. Gleichzeitig entdeckt er auch seine Liebe zur Saz. Seither liefert das Instrument den Soundtrack zu seinem Leben.
Atilla verliert seinen Bruder, der damals so alt war, wie Atilla heute ist. Ein Schicksalsschlag für die Familie. Der Glaube und die Unterstützung von Verwandten und Freunden geben der Familie halt in dieser schwierigen Zeit.
Atilla erhält die erhoffte Lehrstelle nicht und muss sich unter Zeitdruck neu orientieren. Schliesslich eröffnet sich ihm die Möglichkeit, eine Lehre als Informatiker anzutreten.
Mittlerweile hat Atilla seine Lehre abgeschlossen und eine Stelle als Informatiker gefunden. Zeitgleich verdient er sein erstes Geld mit der Musik und schafft damit den Sprung zum professionellen Musiker.
Atilla macht seine ersten Studioerfahrungen, bald darauf sind die Songs landesweit im Radio zu hören.
Atillas erste eigene Band löst sich auf. Die Wege der Musiker und Freunde trennen sich, was Atilla schwer trifft.
Die Leidenschaft zur Musik verbindet sie: Atilla heiratet seine grosse Liebe. Zwei Jahre später kommt ihr gemeinsamer Sohn zur Welt und plötzlich sind auch Gute-Nacht-Lieder auf Atillas Setlist.
Unsere Ansichten sind so unterschiedlich wie unsere Lebenswege: das Projekt SwissMuslimStories lädt Musliminnen und Muslime in der Schweiz dazu ein, für sich selbst zu sprechen und zu teilen, was sie bewegt, wie sie sich verwirklichen und ihr Umfeld mitgestalten.
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